Informationen im Schiedsrichterbereich


Tipps und Informationen rund um die Schiedsrichtertätigkeit
Aus dem Regelwerk (Infos von Wolfgang Ellen)
Sachverhalt / FrageLösung und Anmerkungen
Fall: Der 1.SR pfeift zum Aufschlag. In diesem Augenblick bemerkt der Aufschlagspieler, dass der Libero das Feld verlassen hat, aber nicht ausgetauscht wurde, so dass seine Mannschaft nur fünf Spieler auf dem Spielfeld hat. Er verzögert die Ausführung des Aufschlags so lang wie möglich, aber schlägt schließlich auf.

Im Augenblick des Aufschlags ist der Austauschspieler auf dem Feld nicht auf der korrekten Position, begeht also klar einen Positionsfehler. Die Mannschaften spielen den Spielzug, der von der aufschlagenden Mannschaft gewonnen wird.

Der gegnerische Spielkapitän wendet sich dann an den 1.SR und bittet ihn, die Entscheidung zu erläutern, wieso der Spielzug gespielt und nicht auf Positionsfehler entschieden wurde. Der 1.SR weist den Einspruch zurück und belässt es bei seiner bisherigen Entscheidung. Wie hätte die Entscheidung des 1.SR ausfallen sollen?
In dieser Spielsituation traten drei Fehler auf:

Zum Ersten darf der 1.SR erst dann zum Aufschlag anpfeifen, wenn die Mannschaft zum Spielen bereit und der Aufschlagspieler in Ballbesitz ist. Er hätte den Pfiff zum Aufschlag verzögern sollen. Hätte dies eine Verzögerung verursacht, hätte die aufschlagende Mannschaft eine Sanktion wegen Verzögerung erhalten müssen.

Der zweite Fehler war, dass eine Austauschaktion nur vor dem Anpfiff erfolgen darf.

Als Drittes beging die aufschlagende Mannschaft im Augenblick des Aufschlags einen Positionsfehler, weswegen sie den Spielzug hätte verlieren müssen. Hätte sich der Austauschspieler auf Position 4 befunden, bevor der Aufschlag ausgeführt wurde, hätte der Spielzug gespielt und die aufschlagende Mannschaft entsprechend Regel 19.3.2.5 sanktioniert werden müssen.

Quelle: Casebook 2016 - 9.16; IVR 7.5.1, 12.3, 19.3.2.5
Fall: Ein Libero spielt aus der Vorderzone einen Ball, der sich bei der Aktion nicht vollständig oberhalb der Netzoberkante befindet, im oberen Fingerzuspiel Richtung Gegner (Team B).

Im dem Moment, in dem sich der Ball direkt oberhalb der Netzoberkante befindet, wird er sowohl vom gegnerischen Blockspieler (Team B) als auch vom eigenen Angriffsspieler (Team A) gleichzeitig berührt.

Wie haben die Schiedsrichter diese Situation zu bewerten?
Da beide Spieler am Netz das Recht haben, den direkt oberhalb der Netzoberkante befindlichen Ball zu spielen, ist die Ballberührung des Blockspieler (Team B) regulär.

Dem gegenüber gilt die Berührung des Angriffsspielers (Team A) als ausgeführt, da der Ball vom Blockspieler berührt wurde. Dieser Angriff erfolgte nach oberem Fingerzuspiel des Liberos aus der Vorderzone und ist deshalb fehlerhaft. Team B bekommt Punkt und Aufschlag.

Die gleiche Entscheidung müsste gefällt werden, wenn der Angriffsspieler (Team A) den Ball zuerst berührt hätte. Hätte der Blockspieler (Team B) den Ball zuerst berührt, wäre das eine reguläre Blockaktion nach einem Angriffsschlag des Liberos und die Ballberührung des Angriffsspielers (Team A) müsste als Blockaktion betrachtet werden. Das Spiel würde weiterlaufen.



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